Neue Bibliothek St. Gallen
Die Bibliothek als Januskopf
Das Unionsgebäude steht als Vermittler zwischen Bahnhofquartier und Altstadt. Es ist Zeuge des gesellschaftlichen Umbruchs und dem damit einhergehenden Wandel der Stadt. In seiner Ausrichtung und dem architektonischen Ausdruck bildet es den Anschluss an die Bebauung des Bahnhofsquartiers und wird Repräsentant der Bibliothek zur «Vorstadt».
Der ergänzende Bibliotheksneubau ist Teil der Altstadt. Er wird östlicher Abschluss des historischen Raums «Marktplatz – Bohl». Die Stirnfassade mit dem Haupteingang wird zum Gegenstück der Giebelfassade des Waaghauses Seite Brühltor und stärkt die neu geschaffene Achse der Marktgasse. Die Bibliothek ist so Januskopf, ein Ganzes mit zwei Gesichtern.
Die städtebauliche Entwicklung
Mit dem Aufbrechen des Befestigungsrings konnte der wirtschaftliche Aufschwung mit seiner Mobilität und dem monetären Druck in die Stadt eindringen. Entlang der neuen Verkehrsachse im historischen Raum «Marktplatz-Bohl» wird die Stadt wachstumsorientiert geprägt.
Mit der Aufwertung der Marktgasse als Markt und als Achse in der Altstadt und der damit verbundenen Neugestaltung wandelt sich der Raum «Marktplatz-Bohl» grundsätzlich. Es erfolgt eine Rückbesinnung auf die Geschichte des Ortes als innerstädtischer Raum. Mit dem dualen Gebäude «Union-Neubau» wird der aktuelle Wandel unterstützt und fortgeführt.
Die Bibliothek bildet die Nahtstelle zur Geschichte und der Moderne. Mit dem Unionsgebäude bleibt sie Teil der neueren Stadtentwicklung und wird mit dem Neubau als raumbildendes, prägendes Gebäude Teil des neu gedachten, historischen Raumes.
Das Unionsgebäude als Zeitzeuge
Damit das Gebäude die Funktionen eines öffentlichen Bildungsbaus erfüllen kann wird es im Einklang mit den Grundsätzen der Denkmalpflege ertüchtigt. Alle wesentlichen Elemente: die Fassade, die statische Struktur der Decken und Stützen und das zentrale Treppenhaus bleiben erhalten. Die Einbauten folgen der Logik des Originals. Der Neubau wird zum Unionsgebäude distanziert. Ein Andocken findet nur im Bereich des heute bestehenden Anbaus statt.
Die Bibliothek als Teil der Altstadt
Das verglaste Erdgeschoss des Neubaus steht dreiseitig im Dialog mit dem historischen innerstädtischen Raum und bildet den Eingang vom Marktplatz. Die Stirnfassade begrenzt auf der Ostseite den Querraum zur Marktgasse als Gegenpart zum Waaghaus auf der Westseite und ist der «stadtseitige» Eingang in die Bibliothek. Die beiden Längsseiten reagieren jeweils auf ihr Vis-à-vis, mit der Weiterführung der Arkaden und der Reduktion der Gebäudehöhe entlang der Verkehrsachse und einem 2-geschossigen Sockel als gegenüber der Sockelbauten zum Taubenloch. Verbunden mit einer eigenständigen, funktionellen, mit Licht und Schatten spielenden Fassade, wird die Bibliothek Teil der Altstadt.
Veranstalter / Auftraggeber
Stadt St. Gallen
Helvetia Schweizerische Lebensversicherungsgesellschaft AG, St. Gallen
Adresse
Markplatz, St. Gallen
Termine
2020 - 2021
Auftragsart
Einstufiger Projektwettbewerb im selektiven Verfahren (Präselektion)
Zusammenarbeit
David Bosshard, Landschaftsarchitekten AG, Bern
Timber Struktures 3.0 AG, Thun
Gartenmann Engineering, Luzern
Hartenbach & Wenger AG, Bern